Hintergrund zur Situation im Sudan
Die 30 Millionen Einwohner des Sudans leben auf einer Fläche von ca. 1,6 Millionen Kilometern.
Die Hauptsprachen sind Arabisch und Dinka, gefolgt von 14 anderen Sprachen,
die sich in 100 Dialekte aufteilen. Die Hälfte dieser Sprachen wird im Südsudan gesprochen,
dessen Bevölkerung ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht und ein Viertel des Landes bewohnt.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt im Nordteil des Sudans.
Die Diversität des Sudans erschwert eine Reduzierung auf kulturelle, ethnische oder
rassische Begriffe. Gründe für den langjährigen Bürgerkrieg sind nicht auf kausale
Ursachen zu reduzieren, sondern hängen mit verschiedenen Faktoren wie Religion,
lokale Auffassungen von Rasse und sozialem Status, ökonomischer Ausbeutung
und kolonialen als auch postkolonialen Interventionen zusammen. Wichtig zum Verständnis
des Krieges ist, die Rolle der aufeinander folgenden Staaten zu verstehen,
die jeweils regionale Unterentwicklung und rassische als auch kulturelle
Antagonismen produziert haben.
Vor allem nach der Entdeckung von Ölquellen, von denen die reichsten im Südsudan liegen,
fürchtet die Regierung die Sezession des Südens. Gleichzeitig führt die Regierung seit der
Einführung der Sharia 1983 massive Islamisierungskampagnen durch.
Die Bevölkerung im Süden, die teilweise christlich orientiert ist, hat sich den bestehenden
globalen Allianzen angepasst und den Krieg vor allem als religiös bedingten
‚clash of cultures’ konstruiert. Der Konflikt ist jedoch nicht auf
dieses unilineare Erklärungsmodell zu reduzieren.
Lange Kriegsjahre haben den Sudan ökonomisch und politisch paralysiert, was dazu führte,
dass vor allem in den von Rebellen kontrollierten Gebieten weder Gesundheitsversorgung
noch Schulbildung gewährt werden konnte. Die im Juli 2002 unter der Federführung der
Intergovernmental Authority on Development (IGAD) begonnenen Friedensverhandlungen
kamen durch die Unterzeichnung des Naivasha-Abkommens im Januar 2005 zu einem Abschluss.
Der Friedensvertrag sieht eine sechsjährige Interims-Periode unter Regierungsbeteiligung
der SPLM (Sudanese Peoples Liberation Movement) vor, zu deren Ende die Bevölkerung
über die Unabhängigkeit des Südens abstimmen soll. Mit der Unterzeichnung des
Naivasha Abkommens geht einer der längsten Kriege Afrikas zu Ende.